Home > KHK > Infarktbehandlung
Koronare Herzkrankheit
 

Die Behandlung des akuten Herzinfarktes

mit Hilfe von Ballondehnung und Stent

Beim Herzinfarkt lassen Sie sich sofort mit dem Rettungswagen (und nur mit einem Rettungswagen!!) in eine Klinik bringen, die mit dem Ballonkatheter, dem Stent und wenn erforderlich auch mit zusätzlichen Spezialmedikamenten die Infarktgefäße wieder öffnen kann.
Bei einem neu aufgetretenen Herzinfarkt kann das durch ein Gerinnsel verschlossene Gefäß im Herzkatheterlabor einer hierfür vorbereiteten Klinik fast immer mit einem Ballon wieder eröffnet und mit einem Stent stabilisiert werden. Wenn der Patient so schnell wie möglich, besonders innerhalb der ersten 12 Stunden nach Infarktbeginn, in eine eine solche Klinik gebracht wird kann der Herzinfarkt klein gehalten oder im günstigsten Fall ganz verhindert werden.

Jeder Zeitverlust führt zur Vergrößerung des Herzinfarktes!

Infarkt_PTCA_1_ Verschlossenes Gefäß
Infarkt_PTCA_2_Beginn Aufdehnung Infarkt_PTCA_3_Ballon voll entfaltet
Infarkt_PTCA_4_Dissektion der Gefässwand
stent wird platziert
Infarkt_PTCA_7_der Stent ist plaziert Infarkt_PTCA_8_erfolgreiche Wiedereröffnung Infarkt_PTCA_9_Befundkontrolle nach 4 Wochen

 Röntgenbilder der Eröffnung einer verschlossenen Kranzarterie
im akuten Herzinfarkt mit dem Ballonkatheter und Stent.

(Alle Bilder können im Download Zentrum als großformatige .jpg heruntergeladen werden)

Nach dieser Zeit ist der Erfolg deutlich geringer, jedoch wird in günstigen Einzelfällen die Abheilung des Herzinfarktes durch ein auch nach 12 Stunden wieder eröffnetes Herzinfarktgefäß günstiger gestaltet. Moderne, zum Teil gentechnologisch hergestellte Medikamente zur Hemmung der Gerinnselbildung, sogenannte GPTIIb/IIIa Rezeptorenblocker (z.B. Abciximap, Reopro® u.a.m.), die zusätzlich eingesetzt werden, machen die Ballonbehandlung des Herzinfarktes noch sicherer und erfolgreicher als bisher.

nfarkt_PTCA_11_LV_diastolich vorher nfarkt_PTCA_12_LV systolisch vorher
nfarkt_PTCA_13_LV distolisch nach 4 Wochen nfarkt_PTCA_14_LV systolisch nach 4 Wochen

 Die linke Herzkammer zieht sich an der Vorderwand beim Infarkt nicht mehr richtig zusammen (gelbe Pfeile). Ist das Herzkranzgefäß wieder eröffnet, kann sich diese Störung wieder zurückbilden.
(Alle Bilder können im Download Zentrum als großformatige .jpg heruntergeladen werden)

Durch diese Behandlung kann der betroffene Herzmuskel vor dem Absterben bewahrt und die Pumpleistung des Herzens so weit wieder gestärkt werden, dass auch sehr große Herzinfarkte überstanden werden können. Ein 24 Stunden Bereitschaftsdienst für diese Behandlung ist in den großen Kardiologischen Kliniken in Deutschland an allen 7 Tagender Woche eingerichtet. Er steht z.B. in unserer Klinik, dem Klinikum Bielefeld - Mitte, bereits seit 1999 für alle betroffenen Patienten zuverlässig zur Verfügung.

Die Bypassoperation im akuten Herzinfarkt

In Einzelfällen, etwa 3 bis 6% ist eine Bypassoperation die richtige Herzinfarkt- behandlung.
Ist eine erfolgversprechende Behandlung des Herzinfarktgefäßes mit Hilfe von Herzkathetern nicht möglich und / oder sind noch weitere Herzkranzgefäße vom Verschluss bedroht, so kann auch eine sofortige Bypassoperation der richtige Behandlungsweg sein. Durch moderne telemedizinische Einrichtungen haben viele Herzkliniken direkten Kontakt mit ihren Herzchirurgen, auch wenn diese in einer entfernten Klinik tätig sind. Daher kann im Notfall sofort über die für jeden einzelnen Infarktpatienten besonders erfolgversprechende Behandlungsmethode von Katheter-Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam beraten werden.

Moderne Videokonferenz über eine telemedizinischen Verbindung
zwischen Herzchirurg und Kardiologen

Die Behandlung des akuten Herzinfarkts
mit Medikamenten (Lyse-Therapie)

Die medikamentöse Lyse-Therapie stellt heute die Ausnahme für die Infarkttherapie dar, da sich in der Regel auch ein Transport über mehr als 100 km in eine Klinik lohnt, die eine Infarktbehandlung mit dem Ballonkatheter und Stent durchführen kann.
Nur wenn keine zeitgerechte Möglichkeit vorhanden ist, einen Transport in eine Klinik umgehend durchzuführen, in der der Herzinfarkt mit einer direkten Wiedereröffnung des Kranzgefäßes mit Ballon und Stent, behandelt werden kann, so ist der Versuch der medikamentösen Auflösung des Blutgerinnsels, das das Kranzgefäß verlegt so rasch wie möglich auf der Intensivstation oder im Rettungswagen durchzuführen. Diese Behandlung ist besonders dann wirksam, wenn der Beginn der Herzbeschwerden erst kurz, d. h. längstens zwei Stunden zurückliegt. In diesen Fällen besteht eine zwischen 40% und 60%ige Wahrscheinlichkeit, dass das Gefäß kurzfristig wieder geöffnet werden kann. Auch wenn alle Anzeichen dafür sprechen, dass die Behandlung erfolgreich war, ist es doch klug, eine Herzkatheteruntersuchung so rasch wie möglich durchführen zu lassen, da erst dann geklärt werden kann, ob ein erneuter Gefäßverschluss zu erwarten ist und ob auch noch andere Kranzgefäße bedrohlich eingeengt sind.Auf jeden Fall ist eine Lysebehandlung viel besser, als gar nichts zu tun.

Kann eine solche eine Behandlung wegen bestehender Begleiterkrankungen, die eine bedeutsame Risikovermehrung für dies Behandlung bedeuten nicht durchgeführt werden, oder ist der Herzinfarkt so schwer, dass ein unmittelbar lebensbedrohliches Herzversagen sich angekündigt, dann sollte unbedingt der Weg in ein Herzzentrum mit Infarkt-Kathetermöglichkeit gesucht werden, auch wenn ein sehr langer Transportweg besteht. Das gilt ebenso, wenn das EKG während der Lyse zeigt, dass sich das Herzinfarktgefäß nicht kurzfristig wieder öffnet.

Ein Transport im ärztlich begleiteten Notarztwagen ist mit einem geringen Risiko möglich, dies haben zahlreiche Untersuchungen mit einer großen Zahl von Patienten, u.a. in Norwegen überzeugen zeigen können.

 

Literatur: Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2010 (Guidelines on Myocardial Revascularization. European Heart Journal (2010) 31, 2501–2555)

Letzte Bearbeitung durch Dr. Leuner am 06.04.2012

Zurück zum Anfang